Der Weg der Gebrauchtkleider

Jedes Jahr werden in Deutschland ca. eine Million Tonnen Alttextilien in Altkleidersammlungen gegeben. Über den Weg der Textilien herrscht allerdings viel Unsicherheit. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen der Altkleiderbranche und zeigen den Weg der Gebrauchtkleidung!

 


Jeder deutsche Haushalt sortiert pro Jahr ca. 31kg Bekleidung, Schuhe und weitere Heimtextilien aus. Davon landen rund eine Millionen Tonnen Textilien in Altkleidersammlungen. Zwischen 1990 und 2010 hat sich die jährliche Sammelmenge bereits mehr als verdreifacht: Und die Menge wächst weiter.


Die Menge aussortierter Textilien ist in Deutschland in den letzten Jahrzehnten extrem angestiegen. Jedes Jahr wird mehr gekauft und die neue Kleidung gleichzeitig kürzer getragen. Das liegt an den sich dauernd ändernden Modetrends und außerdem an der zunehmend schlechten Qualität der Klamotten, die sie schneller verschleißen lässt.

Jede/r von uns steht also immer wieder vor dem übervollen Kleiderschrank, sortiert aus und fragt sich, wohin mit den Klamotten? Schnell kommen da der Altkleidercontainer an der Ecke, das Flugblatt mit dem Aufruf zur Kleidersammlung im Briefkasten oder das Sozialkaufhaus im Viertel in den Sinn.

Vom Kleiderschrank in die Sammlung

Die Abgabe von alten Textilien ist in Deutschland viel verbreiteter und akzeptierter als in anderen Ländern Europas. Hier findet man in nahezu jedem Ort einen Altkleidercontainer oder eine gemeinnützige Organisation, die Kleidung direkt annimmt. In ländlichen Regionen und einigen Großstädten gibt es zudem noch regelmäßig stattfindende Haustür-, Straßen- oder (Bringe-) Sammlungen von Kirchengemeinden in Zusammenarbeit mit gemeinnützigen Organisationen oder Jugendgruppen. Neuerdings bietet sich außerdem die Möglichkeit, Kleiderspenden per Paket direkt an Sammler zu verschicken.


Knapp 90 Prozent der Deutschen geben an, ihre aussortierten Textilien immer in eine Kleidersammlung zu geben.


Welche Zwecke die eigenen Klamotten noch unterstützen, kann man selbst entscheiden. Dazu muss man allerdings wissen, wer hinter einer Sammlung steht. Neben gemeinnützigen Organisationen sammeln nämlich auch gewerbliche Firmen und kommunale Unternehmen. Das bedeutet, dass die aussortierten Lieblingsteile nicht automatisch einem sozialen Zweck zugutekommen. Aktuellen Umfragen zufolge, möchte allerdings über die Hälfte der befragten Bürger*innen mit ihrer Abgabe einen gemeinnützigen Zweck unterstützen. Es lohnt also immer, sich zu erkundigen, wer hinter der Sammlung steht und wer letztlich davon profitiert!

Kleiderspende konkret

Wer die aussortierten Klamotten persönlich abgeben möchte, ist bei Kleiderkammern, Sozialkaufhäusern und auch Hilfsgüterinitiativen an der richtigen Stelle. Die Organisationen prüfen die Spenden direkt vor Ort auf Qualität und Verwendbarkeit. Gut erhaltene Textilien werden als Secondhand-Kleidung (preiswert) angeboten oder an hilfsbedürftige Menschen im In- und Ausland abgegeben. Unbrauchbare und überschüssige Altkleider werden von den Einrichtungen an gewerbliche Sortierbetriebe verkauft. Die Erlöse aus diesem Verkauf kann die Organisation wiederum für ihre soziale Arbeit einsetzen.

Die allermeisten Altkleider werden jedoch in Container eingeworfen. Das liegt vermutlich hauptsächlich daran, dass sie unabhängig von Öffnungszeiten erreichbar sind. Außerdem sind ihre Standorte vielen Menschen aus dem Alltag bekannt. Die hier eingeworfenen Kleidersäcke werden in der Regel genau wie die Beutel aus den Straßensammlungen ungeöffnet an gewerbliche Sortierbetriebe verkauft. Gehört der Container einem gemeinnützigen Träger, wird an dieser Stelle die Kleiderspende zu einer Geldspende für gemeinnützige Zwecke.

Der Weg der Altkleider

Sortieren ist reine Handarbeit

In den Sortierbetrieben kommen die Alttextilien sämtlicher Sammler zusammen. Da allerdings jeder Kleiderbeutel ein Gemisch unterschiedlicher Artikel und Qualitäten ist, müssen alle einzeln durchgesehen werden. Dazu wird jeder Sack geöffnet und in mehreren Stufen durchsortiert. Das Sortieren selbst ist reine Handarbeit. Es braucht viel Sorgfalt und Erfahrung, um die angelieferten Altkleider in bis zu 200 verschiedene Kategorien zu unterscheiden. Diesen Prozess nennt man Vorbereitung zur Wiederverwendung. Er ist wichtig, damit möglichst viele der abgegebenen Klamotten als Secondhand-Ware weiterbenutzt werden können und nicht mehr tragbare Stücke als Rohstoff weiter verwertet werden können. Nach Sorten und Qualitäten sortiert werden die Textilien dann zum Weitertransport in große Textilballen gepresst und verpackt.


Sortierer*innen verarbeiten in einem mittelgroßen Unternehmen pro Person bis zu 2,75 Tonnen Alttextilien am Tag und treffen dabei ca. 10.000 Einzelentscheidungen. Auf diese Weise wird eine Wieder- und Weiterverwendungsquote von ca. 90 Prozent erreicht.


Technische Lösungen zur Sortierung können bis heute die fachliche Kompetenz der Sortierer*innen nicht ersetzen. Aktuell sind vor allem Scanner im Test, die mithilfe spezieller Sensoren erkennen sollen, aus welchen Materialien die Alttextilien bestehen. Das ist vor allem wichtig, um Textilien am Ende ihrer Nutzungsdauer schnell und korrekt einem Recyclingverfahren zuordnen zu können.

Was am Ende bleibt

Rund 60 Prozent der sortierten Textilien können noch als Secondhand-Ware genutzt werden.
Sind sie nicht mehr tragbar, können daraus mit Hilfe von (Downcycling-)Verfahren noch Putzlappen oder Malervlies und Dachpappen hergestellt werden. Ein echtes Faser-zu-Faser-Recycling (z. B. wird dabei aus einem Baumwoll-T-Shirt wieder ein Kleidungsstück aus Baumwolle) hingegen findet so gut wie nicht statt. Außerdem wächst der Anteil an Textilien, die weder wieder- noch weiterverwendet werden können. Diese müssen die Sortierbetriebe auf eigene Kosten entsorgen – zumeist werden die Textilien verbrannt.

Secondhand-Kleidung weltweit gefragt

Es besteht in vielen Regionen der Welt eine große Nachfrage nach Secondhand-Bekleidung, ist sie doch eine preiswerte Möglichkeit, sich mit Kleidung zu versorgen. So wird die Secondhand-Bekleidung aus Deutschland in über 100 Länder der Welt verkauft.
Der größte Teil wird von Händlern aus Mittel- und Osteuropa, Afrika und dem Mittleren Osten abgenommen. Über verschiedene Handelsstufen landet die Kleidung auf den örtlichen Secondhand-Märkten der Importländer. Nur rund 3 bis 5 Prozent der Secondhand-Kleidung finden in Deutschland Käufer*innen.

Durch dieses System kommen insgesamt zwei von drei aussortierten Textilien in einer separate Sammlung.


Info: Dieser Text ist Teil der durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung geförderten Sensibilisierungskampagne „Aus den Augen, aus dem Sinn? Die Wege Deiner Altkleider“.

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