Ein wertvoller Rohstoff im Wandel der Zeit – Die Geschichte der Altkleidersammlungen

Die Entwicklung nachhaltiger Methoden zum Textilrecycling ist aktuell in aller Munde. Müllberge sollen vermieden und Ressourcen in der Textilherstellung eingespart werden. Die Sammlung textiler Rohstoffe ist keine Neuheit, sondern eine Jahrhunderte alte Tradition. Die Motivation, Textilien zu sammeln, wandelte sich allerdings mit der Zeit.

Lumpen als Rohstoff: Vom alten China bis in die Nachkriegsjahre
Bereits im alten China war es üblich Alttextilien zur Herstellung von Papier zu nutzen. Die Lumpen wurden zu Fasern gerissen und in Mühlen verarbeitet. Das Wissen um die Herstellung von Papier gelangte im 7. Jahrhundert nach Mitteleuropa. Im Laufe der Zeit entstanden so zahlreiche Papiermühlen. Fortan zogen Lumpensammler mit Handkarren durch die Straßen der Städte und tauschten Haushaltswaren gegen abgelegte Textilien, um diese anschließend an Papiermühlen zu verkaufen. Der Beruf des Lumpensammlers war bis ins 19. Jahrhundert eine hochanerkannte Tätigkeit. Erst mit der Industrialisierung und der Entwicklung einer günstigeren Methode der Papierherstellung aus Holz, verloren die Lumpen und damit auch ihre Sammler an Bedeutung. In der Zwischenzeit nahmen in den USA und in Großbritannien bereits Kirchengemeinden Kleidung an und gaben diese an Bedürftige weiter. Die Spenden stammten dabei vor allem aus den Häusern der reichen Oberschicht. Nur diese Leute waren in der Lage, tragbare Bekleidung kostenlos weiterzugeben. Nach dem 2. Weltkrieg erfolgte eine kurze Wiederbelebung der Lumpensammlungen. Nachdem die Rohstoff knappheit allerdings behoben war, wurde das Textilrecycling immer unwirtschaftlicher. In der Folge mussten viele deutsche Reißereien schließen und auch der Lumpensammler verschwand erst einmal aus dem Stadtbild.

Wachsender Wohstand und die Entwicklung der modernen Altkleiderbranche
Mit wachsendem Wohlstand wurden seit Mitte der 1960er Jahre zunehmend gut erhaltene Textilien entsorgt. Damit rückte die Möglichkeit einer Wiederverwendung von Alttextilien als Secondhand-Bekleidung in den Fokus. Die Sammlungen wurden nun von gemeinnützigen Organisationen, Vereinen und Wohlfahrtsverbänden als Haustür- und Straßensammlungen durchgeführt. Die Organisationen setzten die Textilien für ihre karitativen Ziele ein. Gleichzeitig konnten sie durch die Vermarktung der Überschüsse Erlöse für ihre Arbeit erzielen – die moderne Altkleiderbranche war geboren. „Lumpen“ in den Sammlungen allerdings wurden zu ungewolltem „Beifang“.

Die Renaissance der Lumpen
Statt Putzlappen oder Malervlies könnten Lumpen künftig neue Verwendung finden. Bis solche Verfahren im industriellen Maßstab am Markt sind, wird aber wohl noch einige Zeit vergehen.


Info: Dieser Text ist Teil der durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung geförderten Sensibilisierungskampagne Aus den Augen, aus dem Sinn? Die Wege Deiner Altkleider.


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