Ein T-Shirt geht auf Reisen. Globaler Secondhandhandel

Bei uns in Europa, in Nordamerika oder auch China haben die Menschen oft mehr Bekleidung, als sie benötigen. Dem wachsenden Berg an aussortierten Klamotten in den Industrieländern steht weltweit eine große Nachfrage nach günstiger und qualitativ guter Kleidung von Menschen mit weniger Geld gegenüber. Und so geht manches Stück, nachdem es eigentlich ausgemustert wurde, noch auf eine halbe Weltreise.

In Deutschland wird jedes Jahr ein Vielfaches von dem, was vor Ort für soziale Zwecke benötigt wird, in Kleidersammlungen gegeben. Daher werden große Teile der Sammlungen an gewerbliche Sortierbetriebe verkauft. Diese unterscheiden die verschiedenen Textilien nach Sorten (Jacke, Hose, Mantel etc.) und Qualität. In einem mehrstufigen Prozess wird jedes Textil geprüft und sortiert. Am Ende entstehen so bis zu 300 Kategorien wie „Jeans blau“ oder „Hemden weiß“. Diese Stücke werden dann zu Ballen von 45–50 kg gepresst. Die Kund*innen der Betriebe kommen aus der ganzen Welt. Vor allem aber aus Osteuropa, Südamerika und Afrika. Sie kaufen gezielt die Ballen ein, von denen sie wissen, dass sie in ihren Ländern ein*e Abnehmer*in finden werden. Und so gehen die Secondhand-Textilien auf die    Reise von den Sortierbetrieben in die Länder der Käufer*innen.

Große Auswahl und gute Qualität zu günstigen Preisen

Die bei Sortierbetrieben eingekauften Textilien gelangen in über 100 Länder der Welt. Dort sind Secondhand-Textilien sehr gefragt, weil sie auch bei geringem Einkommen bezahlbar sind. Außerdem bieten die Secondhand-Märkte eine große Auswahl und ermöglichen den Menschen Stücke von bekannten Marken zu kaufen, wie z. B. ein Fußballtrikot von Bayern München oder einen Pullover des Lieblingslabels. So kostet beispielsweise eine gut erhaltene Markenjeans auf dem Kantamanto Market in Ghana nur noch einen Bruchteil des Neupreises. Vor allem im Alltag wird Secondhand-Bekleidung getragen. Die traditionelle Kleidung hingegen wird zu Festtagen genutzt und im Alltag geschont. Aus diesen Gründen ist es in vielen Ländern der Welt völlig normal, Secondhand zu kaufen und zu tragen. Schätzungen gehen sogar davon aus, dass 80 Prozent der Weltbevölkerung Secondhand-Mode trägt.


Secondhand-Textilien sind oftmals von besserer Qualität als die Neuware, die in den Ländern angeboten wird. Das liegt daran, dass die Neuware sehr billig produziert werden muss, damit die Menschen sich  diese auch leisten können.


Einkommen für viele Menschen

Die Großhändler, die z. B. in den Niederlanden einen Schiff scontainer mit bis zu 500 Ballen eingekauft haben, bringen die Ware in ihre Heimatländer. Dort wird der Container zu einem der großen Märkte in der Nähe der Häfen gebracht. Hier werden die Ballen ungeöff net weiterverkauft. Über Zwischen- und Kleinhändler gelangen die Klamotten auf die lokalen Märkte und bis in die entlegensten Dörfer. Mit dem Secondhand-Handel verdienen viele Menschen vor Ort ihr Geld. Sie transportieren die Textilien mit ihrer eigenen Körperkraft, beispielsweise auf ihrem Kopf oder mit einem Fahrzeug. Sie handeln mit den Ballen oder einzelnen Stücken auf den Märkten, an den Straßen der Städte oder in kleinen Dörfern. Zudem sind viele Personen damit beschäftigt die Kleidung aufzuarbeiten, indem sie diese bügeln, umarbeiten oder upcyceln.


Der Handel mit gebrauchten Textilien bietet besonders Frauen und jungen Menschen mit geringer Qualifikation eine Arbeitsmöglichkeit.


Alles gut im Handel?

Der globale Handel mit Secondhand-Textilien ist insgesamt ein sozial und ökologisch sinnvolles System. Denn auf der einen Seite wird Menschen mit weniger Geld ein Angebot an bezahlbarer Bekleidung gemacht. Und zum anderen wird die Nutzungsdauer von aussortierten Textilien, die eigentlich noch tragbar sind, verlängert. Auf diese Weise werden insgesamt weltweit weniger neue Klamotten produziert.


Ein gekaufter Secondhand-Artikel spart 0,9 neu produzierte Teile ein. Das schont die Umwelt! Übrigens: Das gilt auch für Secondhand-Mode in Europa!


Allerdings gibt es auch ein Problem, denn die Textilien werden in Ländern unbrauchbar, in denen keine Kleidersammlungen durchgeführt werden. Vielfach werden die ungewollten Textilien in die Umwelt geworfen oder bestenfalls zusammen mit allem anderen Müll auf Deponien entsorgt. Dies ist ein Problem für die Natur.

FairWertung ist aber überzeugt, dass die positiven sozialen und auch ökologischen Auswirkungen des
Handels überwiegen. Jedoch sollten wir diesen Ländern beim Aufbau einer umweltschonenden Abfallwirtschaft helfen.


Info: Dieser Text ist Teil der durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung geförderten Sensibilisierungskampagne „Aus den Augen, aus dem Sinn? Die Wege Deiner Altkleider“.

 

 

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