Altkleider – Rohstoffe für soziale Arbeit

Altkleidersammlungen von gemeinnützigen Organisationen haben in Deutschland eine lange Tradition. Eine Mehrheit der Bevölkerung möchte dabei mit den eigenen aussortierten Kleidungsstücken gemeinnützige Zwecke unterstützen. Für gemeinenützige Sammler sind die Altkleiderspenden wichtiger Rohstoff ihrer sozialen Arbeit.

Lange Tradition gemeinnütziger Sammlungen

Bis zum Aufkommen der Sammelcontainer in den 1990iger Jahren wurde Gebrauchtkleidung in Deutschland ausschließlich von gemeinnützigen und kirchlichen Organisationen über Straßensammlungen erfasst. Ehrenamtliche Helfer*innen verteilten Beutel und Zettel an alle Haushalte und sammelten die Säcke Samstagmorgens in den Straßen ein. Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Textilien wurden soziale Projekte im In- und Ausland finanziert.

Ehrenamtliches Engagement

Für viele junge Menschen war und ist die Beteiligung an Straßensammlungen eine prägende Erfahrung, die für weiteres ehrenamtliches Engagement im Laufe des Lebens animiert. Sie setzen sich (körperlich) dafür ein, Mittel für Menschen in ärmeren Regionen zu erwirtschaften. Gleichzeitig werden sie für den Umgang mit Kleidung und für Fragen des nachhaltigen Konsums sensibilisiert.

Im Laufe der Jahre hat die Straßensammlung allerdings stark an Bedeutung verloren und wurde zunehmend von anderen Sammelformen abgelöst.

Breite Unterstützung in der Bevölkerung

Geblieben ist allerdings der große Rückhalt für gemeinnützige Kleidersammlungen in der Bevölkerung. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa im Auftrag des Fachverbandes Textilrecycling (FTR) wollen über 80 Prozent der Bevölkerung mit ihrer gebrauchten Bekleidung Menschen oder gemeinnützige Organisationen unterstützen.

Direkte oder indirekte Unterstützung

Gemeinnützige Organisationen erfassen mit unterschiedlichsten Formen ausrangierte Bekleidung. Viele Organisationen haben Container aufgestellt – manche führen weiterhin an verschiedenen Terminen im Jahr Straßensammlungen durch. Andere nehmen Altkleider direkt in einem Kleiderladen oder Gebrauchtkaufhaus an.

Von den über 120 Organisationen im Dachverband FairWertung betreiben ca. die Hälfte einen oder sogar mehrere Secondhandläden. Oftmals sind sie als Beschäftigungsprojekt organisiert: Neben dem Angebot an preisgünstiger/kostenloser Bekleidung schaffen sie Arbeitsmöglichkeiten für Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen nur geringe Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.

 

Vielfaches an Altkleidern – Vielfältige Hilfe

Allerdings werden in Deutschland jedes Jahr mehr als eine Million Tonnen Gebrauchtkleidung abgegeben. Ein Vielfaches der Menge, die soziale Einrichtungen für die direkte Weitergabe an bedürftige Menschen hier in Deutschland benötigen. Auch viele Sozialkaufhäuser erhalten mehr Textilien, als sie selbst weitergeben können. Deshalb verkaufen sie ihre Überschüsse an Textilrecyclingfirmen. Die dadurch erzielten Erlöse helfen, die Unterhaltung des Ladens oder andere soziale Arbeitsbereiche zu finanzieren.

Auch Container- oder Straßensammler verkaufen ihr Sammelgut. Der Erlös aus ihren Sammlungen fließt vollständig in ganz unterschiedliche Vorhaben: z.B. Zeltlager für Jugendliche, Bildungsmaßnahmen, Mutter-Kind-Kuren oder die Renovierung eines Jugendzentrums. Andere FairWertung-Organisationen unterstützen mit den Erlösen ihrer Sammlungen entwicklungspolitische Projekte in Afrika, Asien oder Lateinamerika. Dazu gehören zum Beispiel der Aufbau von Mikrokreditgenossenschaften, die Ausbildung von Hebammen oder die Förderung von Bewässerungsanlagen und Schulen.

Es lohnt sich also, die Sammlungen der gemeinnützigen FairWertung-Organisationen zu unterstützen. Jedes Kleidungsstück, das in eine ihrer Sammlungen gegeben wird, fördert direkt oder indirekt soziale Arbeit – in Deutschland oder anderswo.

Alle FairWertung-Organisationen haben sich außerdem verbindlich auf Sammel- und Verwertungsstandards verpflichtet. Sie belegen damit, dass sie sorgfältig und verantwortlich mit den Textilien umgehen, die in ihre Sammlungen gegeben werden. Damit ist auch ausgeschlossen, dass sie sich auf fragwürdige Sammelmethoden oder Abnehmer einlassen.

 

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