Weniger ist Mehr. Strategien für einen nachhaltigen Textilkonsum

Das Thema Mode ist aus unserem alltäglichen Leben nicht wegzudenken und ein wichtiger Bestandteil unseres Selbstbewusstseins. Aber die Auswirkungen der Modeindustrie auf Menschen, Tiere und Umwelt sind gravierend. Dabei trägt nicht die Industrie allein die Schuld, denn ohne unsere Nachfrage wäre der Kleiderberg nicht so groß. In diesem Artikel werden wir genauer betrachten, welche Konsequenzen unser Modekonsum hat und was Du ganz konkret tun kannst, um bei dem Aufbau einer nachhaltigeren Textilindustrie mitzuhelfen.

Schmutzige Mode
Landet ein T-Shirt bei uns in Deutschland auf einem Ladentisch, hat es bereits bis zu 20.000 Kilometer hinter sich gebracht. Dabei verursacht jeder Schritt der Textilproduktion vom Anbau der Rohstoffe über die Garn- und Stoff herstellung, das Färben und Veredeln sowie die Umsetzung des Designs enorme Auswirkungen auf die Umwelt. Nachhaltig ist das nicht.


EU-Bürger*innen kauften 2022 im Durchschnitt knapp 15 Kilogramm Bekleidung und 3,5 kg weitere Textilien neu. Dieser Verbrauch erfordert pro Person 391 Kilogramm Rohstoffe, 9 Kubikmeter Wasser sowie 400 Quadratmeter Landfläche und verursacht einen CO2-Abdruck von rund 270 Kilogramm.


Nachhaltigkeit und Konsum
Doch was versteht man eigentlich unter Nachhaltigkeit und wie funktioniert nachhaltiger Modekonsum? Das Prinzip der Nachhaltigkeit bedeutet, dass wir heute nur so viel verbrauchen, dass die Generationen nach uns nicht eingeschränkt werden. Dazu zählt eine umweltschonende Herstellung von Produkten genauso wie eine verantwortungsbewusste Entsorgung am Ende der Nutzungsdauer. Wenden wir dieses Prinzip auf unseren Modekonsum an, geht es darum, möglichst wenige Ressourcen zu verbrauchen sowie Menschen und Tieren nicht zu schaden.

Das Prinzip der drei R kann dabei helfen. Drei R bedeutet in diesem Zusammenhang „Reduce, Reuse, Recycling“. Die eigenen Konsum- und Entsorgungsgewohnheiten sollten so gestaltet werden, dass weniger Ressourcen verbraucht werden und weniger Abfall produziert wird.

REDUCE: Weniger ist mehr
Dieses Prinzip kann man umsetzen, indem zunächst versucht wird, weniger Kleidung zu kaufen: den Konsum also zu reduzieren (engl.: reduce). Ihr könnt Euch fragen, ob Ihr wirklich jedes neue  Kleidungsstück, das Ihr kaufen möchtet, benötigt und ob Ihr es wirklich langfristig nutzen werdet. Bei der Entscheidung für einen Neukauf könnt Ihr auf Qualität und Langlebigkeit der Materialien achten. Aber auch die Produktionsbedingungen sollten bei einer Kaufentscheidung immer berücksichtigt werden!  Textilsiegel geben Auskunft über Qualität und Produktionsbedingungen.

REUSE: Erste Wahl aus zweiter Hand
„Reuse“ bezieht sich auf die Wiederverwendung von Gegenständen, die wir bereits besitzen. Für den eigenen Kleiderschrank bedeutet das: Der nachhaltigste Kleiderschrank ist der, den man besitzt. Selbst wenn nicht alle Teile aus einer ökofairen Produktion stammen, sollten die vorhandenen Klamotten im Schrank so lange wie möglich genutzt werden. Dabei ist die Weitergabe von Kleidung an Freunde oder Familie oder die Spende an gemeinnützige Sammler ebenso eine Option, die Lebensdauer eines Textils zu verlängern. Auch der Kauf von Secondhand-Klamotten ist diesem Prinzip zuzuordnen. Häufig wird außerdem die in vielen Ländern der Welt gängige Reparatur defekter Kleidung vollkommen außer Acht gelassen.


Im Jahr 2022 gaben die Deutschen rund 77,7 Milliarden Euro für Bekleidung und Schuhe aus. Das ist ein neuer Rekord. Dabei sinkt die Nutzungsdauer der Einzelteile immer weiter.


Recycling: Neues aus Altem
Durch das Recycling von Kleidung kann sichergestellt werden, dass die zur Produktion eingesetzten Rohstoffe nicht verschwendet werden. Dabei könnt Ihr schon beim Kauf darauf achten, dass Fasergemische und viel Zubehör, wie Knöpfe, Schnüre oder Aufdrucke, den Recyclingprozess stark erschweren. Es ist nämlich wichtig zu wissen, dass bisher nur unter einem Prozent der Klamotten einem Faser-zu-Faser-Recycling zugeführt werden können. Der größte Teil wird mechanisch recycelt, d. h. zu Putzlappen, Malervlies oder Dämmmaterialien verarbeitet und dadurch länger in der Nutzung gehalten.

Ein nachhaltiger Kleiderschrank
Um seinen Kleiderschrankinhalt nachhaltiger zu gestalten, sollte in erster Linie immer das genutzt werden, was man hat. Das heißt, die Vermeidung von Konsum ist die nachhaltigste Entscheidung, die ihr treffen könnt. Bevor Ihr Euch dazu entscheidet, ein Textil zu entsorgen, kann es vielleicht noch repariert, weitergegeben oder an gemeinnützige Organisationen gespendet werden. Soll das ausrangierte Teil doch durch einen Neukauf ersetzt werden, lohnt sich der Gang in den lokalen Secondhand-Laden. Denn der Kauf von Secondhand-Ware verlängert die Nutzungsdauer von Textilien und ersetzt die Neuproduktion. Kommt es doch zu einer Entsorgung, ist es entscheidend, bereits beim Kauf auf eine möglichst hohe und sortenreine Qualität der Produkte zu achten. So könnt Ihr Recycling begünstigen und der Verschwendung von Rohstoffen vorbeugen.


Info: Dieser Text ist Teil der durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung geförderten Sensibilisierungskampagne Aus den Augen, aus dem Sinn? Die Wege Deiner Altkleider.

 

 

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