Eine Mehrheit der Bundesbürger*innen möchte mit aussortierten Klamotten noch gemeinnützige Zwecke und Organisationen unterstützen. Dieser Wunsch hat eine lange Tradition, denn jeder kann sich seit der Geschichte von Sankt Martin die direkte Unterstützung Notleidender durch Kleidung gut vorstellen. Aber wie ist das eigentlich heute? Was bewirken wir mit der Spende unserer Klamotten an das sogenannte Gemeinwohl? Macht die Spende an Gemeinnützige einen Unterschied?
Altkleidersammlungen haben in Deutschland Tradition und sind fest mit gemeinnütziger Arbeit verknüpft. Lange Zeit wurde Gebrauchtkleidung nämlich fast ausschließlich von Vereinen, Stiftungen und kirchennahen Organisationen gesammelt; die hier gesammelten Textilien der Bürger*innen wurden als Spende entgegengenommen und zum Gemeinwohl verwendet. Laut repräsentativer Umfrage denken auch heute noch über 75 Prozent der Bürger*innen, dass Kleidersammlungen einem gemeinnützigen Zweck dienen sollten. Das zeigen die jährlich über 250.000 Tonnen Gebrauchttextilien, die an karitative Organisationen gespendet werden. Bei über 2.000 Einrichtungen gemeinnütziger Träger bundesweit können Kleiderspenden direkt abgegeben werden. Hinzu kommen mehrere 10.000 Altkleidercontainer sowie Straßen und Haustürsammlungen. Sogar Paketspenden sind möglich. Es bestehen damit zahlreiche Optionen, die aussortierten Textilien zu einer wohltätigen Spende zu machen.
Der Begriff „gemeinnützig“ (von „Gemeinnutz“) bezeichnet ein Verhalten, das der Allgemeinheit und nicht nur dem Wohle eines Einzelnen dient. Eine Organisation gilt dann als gemeinnützig, wenn ihr Ziel (der Zweck) gemeinnützig, mildtätig oder kirchlicher Natur ist. Diese Zwecke können ganz unterschiedlich sein, wie die Förderung der Entwicklungshilfe, der Jugend- und Altenhilfe, des Umweltschutzes oder auch der Völkerverständigung. Unter Mildtätigkeit versteht das Gesetz dabei eine Unterstützung körperlich, geistig oder seelisch kranker Personen.
Die direkte Kleiderspende
Gibt man ein aussortiertes und gut erhaltenes T-Shirt in die Altkleidersammlung einer gemeinnützigen Organisation, haben die allermeisten zunächst eine direkte Spende an Bedürftige in Deutschland im Kopf. Das ist auch gar nicht falsch, denn die ausgedienten Klamotten kommen über den Weg der gemeinnützigen Sammler, wann immer nötig, direkt den Bedürftigen vor Ort zugute. So werden sie beispielsweise in der Obdachlosennothilfe eingesetzt oder zu günstigen Preisen in Sozial- und Gebrauchtwarenhäusern bereitgehalten. Hier können sich dann auch Haushalte, die weniger Geld zur Verfügung haben, mit hochwertigen Textilien ausstatten. Außerdem werden die gesammelten Kleidungsstücke in sogenannten Charity Shops für all diejenigen angeboten, die gerne nachhaltig einkaufen und zusätzlich gemeinnützige Zwecke unterstützen möchten. Denn die Erlöse aus den Verkäufen werden für Projekte der gemeinnützigen Träger eingesetzt.
Wer in Deutschland als gemeinnützige Organisation eingestuft wird, hat der Gesetzgeber genau festgelegt. Darunter fallen zum Beispiel soziale oder wohltätige Einrichtungen und Institutionen der Kirchen. Aber auch Wohlfahrtsverbände, Stiftungen und Vereine.
Die indirekte Kleiderspende
Wie schon bei den Charity Shops deutlich wird, kann ein gespendetes T-Shirt Bedürftigen helfen, auch ohne dass diese es direkt selbst verwenden. Denn die Erlöse aus dem Weiterverkauf dieser Spenden stellen ein wichtiges Instrument für die soziale Arbeit gemeinnütziger Organisationen dar. Der Weiterverkauf der gespendeten Klamotten ist nicht verwerflich, da in Deutschland ein Vielfaches von dem gesammelt wird, was direkt für karitative oder mildtätige Zwecke benötigt wird. Durch die Warenspende, die zur Geldspende wird, können Kleiderspenden so auch indirekt gemeinnützige Projekte vor Ort und in der ganzen Welt fördern. Jedes gespendete Textil kann auf diesem Weg wirklich als Unterstützung für das Gemeinwohl eingesetzt werden. Dafür sorgen die Träger der gemeinnützigen Sammler. Konkret kann demnach die Spende des abgelegten T-Shirts beispielsweise als finanzielle Förderung für Sanitätsdienste (z. B. mobile Altenpflege) oder Bildungsangebote für junge Erwachsene vor Ort genutzt werden. Aber auch die Finanzierung von Hilfsgüterlieferungen in Krisengebiete oder Projekte der Entwicklungshilfe in anderen Ländern können durch die finanziellen Erlöse aus dem Verkauf von überschüssigen Textilspenden profitieren.
Bedeutung der gemeinnützigen Kleidersammler
Insgesamt ist die gesellschaftliche Bedeutung von gemeinnützigen Alttextilsammlern nicht zu unterschätzen. Bedürftige Menschen können sich gut kleiden, weil gemeinnützige Träger ihnen kostenlos oder sehr günstig Kleider zur Verfügung stellen. Jugend-, Bildungsarbeit oder Sanitätsdienste wie auch Entwicklungshilfe oder Nothilfetransporte können umgesetzt werden, weil sie durch das Geld aus dem Weiterverkauf der überschüssigen Spenden finanziert werden. So kleiden gemeinnützige Sammlungen Menschen vor Ort ein und finanzieren soziale Projekte bundes- und sogar weltweit.
Zudem bieten die Organisationen mit knapp 2.000 Standorten eine funktionierende Infrastruktur, denn statistisch gesehen verfügt jede deutsche Stadt über mindestens eine Einrichtung. In den Einrichtungen und Organisationen engagieren sich viele Menschen und sie verfügen über großes Wissen im Umgang mit gebrauchten Textilien. Vielfach beschäftigen die Organisationen benachteiligte Menschen in der Sammlung, Aufarbeitung und Sortierung ebenso wie im Verkauf der Klamotten. In Notlagen kann gut auf diese Struktur und das Wissen zurückgegriffen werden. So konnte beispielsweise bei den Flüchtlingsbewegungen der letzten Jahre oder der Flutkatastrophe 2021 schnell wichtige Hilfe geleistet werden.
Dieses System funktioniert allerdings nur durch die Unterstützung der Bürger*innen. Die Organisationen sind auf die Spenden gut erhaltener Bekleidung sowie Schuhe angewiesen, um ihre Arbeit leisten zu können. Mit einer Textilspende an eine gemeinnützige Organisation leistest Du einen Beitrag für das gesamtgesellschaftliche Wohl – vor Deiner Haustür und auf der ganzen Welt.
FairWertung: Dachverband der Gemeinnützigen
FairWertung ist ein Netzwerk von Organisationen, die Kleiderspenden für den gemeinnützigen Zweck sammeln. Es lohnt sich also, die Sammlungen der FairWertung-Organisationen zu unterstützen. Jedes Kleidungsstück, das in eine ihrer Sammlungen gegeben wird, fördert direkt oder indirekt den jeweiligen gemeinnützigen Zweck – in Deutschland oder anderswo.
Info: Dieser Text ist Teil der durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung geförderten Sensibilisierungskampagne „Aus den Augen, aus dem Sinn? Die Wege Deiner Altkleider“.